Der lange Weg bis zur Schließung des “Thor Steinar“-Ladens
Im Oktober 2008 konnte im Bezirk Mitte erfolgreich ein “Tor Steinar“-Laden durch die Eigentümerin gekündigt werden. In Weißensee hat sich ein Laden festgezeckt. Und nun gibt es auch noch einen in Friedrichhain.
Am 28.02.2009 eröffnete in der Petersburger Str. 94 ein Geschäft der umstrittenen und bei Neonazis beliebten Modemarke "Thor Steinar".
Um gegen rechten Lifestyle und die Etablierung eines solchen Geschäfts in unserem Kiez zu protestieren, organisierte die "Initiative gegen Rechts" zusammen mit anderen Akteuren aus dem Bezirk innerhalb von 38 Stunden eine Kundgebung, an der sich rund 250 Bürger_Innen und Politiker_Innen beteiligen.
Der Standort für den rechten Laden ist wohl überlegt. Immer wieder versuchen Rechtsextrem Standorte mit Bezug zum 3. Reich für die Läden zu finden, was Ihnen in Friedrichshain auch gelungen ist. Im Haus Petersburger Str. 94 befand sich das berüchtigte Faschistenlokal KEGLERHEIM. Es wurde 1933 zum Mörderkeller, in dem hunderte Friedrichshainer-ANTIFASCHISTEN grausam misshandelt oder ermordet wurden.
06.03.09 um 11 Uhr Protestaktion “Gesicht zeigen“ der Mieter_Innen des Projekte-Hauses Petersburger Str. 92 gegen ihren unerwünschten Nachbarn. Die Mieter_Innen sind: Afrikanische ökumenische Kirche e.V., Afrikanisches Samariterwerk e.V., Deutsch-Afrikanisches Netzwerk Berlin-Brandenburg DANBB, Deutscher Amateur-Radio-Club e.V. DARC, Gesellschaft für Europabildung e.V. GEB , Paul Singer e.V. , Kulturverein Gabriela Mistral e.V., Verband für interkulturelle Arbeit (VIA) Regionalverband Berlin/Brandenburg e.V.
Eine Woche später, am 07.03.09 (Kiezdemo) konnten wir - wieder in Zusammenarbeit mit unzähligen Vereinen, Gruppen und Akteuren - über 1200 Menschen auf die Straße bringen, um unserer Forderung zur Schließung des "Thor Steinar"-Ladens Nachdruck zu verleihen.
Die Eigentümergemeinschaft prüft eine Kündigungsklage.
Die Stadt Tromsø in Norwegen hat einen Hinweis auf ihre Website gestellt und prüft eine Klage wegen der Verwendung des Namens.
Von der Website der Stadt Tromsø: Die Nazi-freundliche Shop-Kette “Thor Steinar“ hat ihren neuesten Shop nach der Stadt Tromsø benannt. Die Bekleidungskette “Thor Steinar“ startete im Jahr 2002. Wie viele andere Kleidungsmarken bietet sie Jacken, Hosen, Pullover und anderes Zubehör an. Als die Kette ihre neueste Boutique “Tromsø“ in Berlin öffnete, hatten sich rund 200 Menschen davor versammelt, um ihre Abscheu zu zeigen. “Thor Steinar“ ist in der Tat eine extrem beliebte Marke in der rechtsextremen Szene. Das erste “Thor Steinar“-Logo, mit Runenzeichen T und S, ist ein übliches Kriterium der Zugehörigkeit zu einer Neonazi-Umgebung. Die norwegische Flagge wurde auch viel in der Kleidung der Produktion für die Marke verwendet, die auch ein Geschäft namens “Tønsberg“ hat. “Es ist schrecklich, dass Tromsø auf diese Weise mit Nazismus und Rechtsextremismus in Zusammenhang gebracht wird“, sagte Bürgermeister Arild Hausberg. “Es weckt Abscheu. Wir wollen, dass Tromsø einen guten Klang hat in der Welt.“
Gemeinsam mit der MBR organisierten wir ein Podiumsgespräch am 11.03.09 im Jugendwiderstandsmuseum, dem Bürgermeister und Zeitzeugen und ca. 50 Anwohner_Innen zum Thema "Thor Steinar muß weg! Was können wir tun?".
14.03.09 / 12 Uhr Infotisch am Frankfurter Tor / Thor Steinar Laden - Seite
20.03.09 / Plakataktion - vormittags Öffentliches Aufhängen von Plakaten in der Petersburger Straße
Ein weiterer Höhepunkt war unsere Kiezparade am 21.03.09 gegen "Thor Steinar", Rassisten und Neonazis" , an der sich wieder mehrere hundert Menschen beteiligten und die ohne Hilfe aus dem Stadtteil nicht
möglich gewesen wäre. Aufruf und Fotos

Im Laufe des Jahres führten wir immer wieder z. B. Infostände und Flyeraktionen durch, um im Kiez über "Thor Steinar" aufzuklären.
Am 27.02.09 - parallel zur Demovorbereitung - informierten wir den Bürgermeister der norwegischen Stadt Tromsø . Bereits am 02.03.09 stand ein entsprechender Hinweis auf der Website

Wir haben auch Kontakt zur Norwegischen Botschaft in Berlin aufgenommen. Leider darf diese nicht politisch aktiv werden. Aber in der Folgezeit, auch weil die norwegische Hafenstadt sich an die Botschaft wandte, suchte die Botschaft den Kontakt zur Deutschen Regierung. Wir haben leider keine Informationen erhalten, was zwischen den Staaten ausgetauscht wurde, geholfen hat es jedenfalls nicht.
19.06.09 / 13 - 22 Uhr Gegen Rechtextremismus - Für Demokratie, Respekt und Dialog Veranstaltung an der Petersburger Straße 92
mit Tafeln, Aufstellern, Vortrag, Information und Präsentation, Hoffest, Musik und Kulinarischem
Veranstalter: VIA, GEB, Paul Singer e .V. und Afrikanische Ökumenische Kirche e.V.
26.08.-26.10.09 Info- und Protestcontainer für Vielfalt und Demokratie direkt vor dem Thor Steinar Laden Tromsø, Petersburger Str.94
Presseeröffnung ist am 27.08.09 um 10:30 Uhr mit Vertretern vom Bezirk und dem Senat.
Am 02.09.09 verabschiedet sich Senatorin Heidi Knake-Werner am Container aus ihrem Amt
Acht Wochen versperren wir dem Laden die Sicht und informieren über rechten Lifestyle und die bisherigen Proteste.
Der Container wurde finanziert über den Senat für Integration und Migration. Vertreter von Senat, Bezirk und Kiez sind zur Eröffnung dabei.
Aufbaufotos | Aufbaufilm 2:31 min
29.08.09 / 15 Uhr Bündnis-Demo: Weg mit Horrido, Tromsø , Jeton - Naziläden und Diskos sofort schließen! Beginn Frankfurter Tor
Bürgerengagement verhindert "Thor Steinar"-Laden und schränkt Doorbreaker-Angebot ein

Trotz Beschlagnahmungswelle im Jahr 2004 vertreibt der Doorbreaker im Ring Center II weiter "Thor Steinar" Klamotten. Der Laden mutiert kurz vor seinem Rausschmiß aus dem Ringcenter im Jahr 2009 zur "Thor Steinar" Filiale.
Am neuen Standort in der Frankfurter Allee darf der Doorbreaker nichts aus dem "Thor Steinar"-Sortiment anbieten.
Oktober 2009: Die Eigentümergemeinschaft reicht Kündigungsklage gegen den Tromsø ein.
Die IGR organsiert eine 3tägige Veranstaltungsreihe "Gefahr von Rechts" im Jugendwiderstandsmuseum:
16.10.2009 Podiumsdiskussion: Rechtsextremismus im ehem. Ost-Berlin und in Berlin vor und nach dem Mauerfall
mit Wolfram Hülsemann (Ost-Berliner Stadtjugendpfarrer, Leiter der Mobilen Beratungsstelle in Brandenburg), Canan Bayram (Initiative gegen Rechts-Friedrichshain, Mitglied des Abgeordnetenhauses), Vertreter/in von ReachOut (Opferberatung und Bildung gegen Rechtsextremismus), Konrad Weiß (angefragt, Dokumentarfilmregisseur, ehem. Mitglied der Volkskammer und des Deutschen Bundestages, freier Publizist, u. a. 1988: “Die neue alte Gefahr. Junge Faschisten in der DDR“)
Moderation: Lorenz Postler (ehem. Jugenddiakon Pfingst-/ Erlösergemeinde)
17.10.2009 / 19 Uhr Rock gegen Rechts
Konzert mit EquaAfrika | Berlinska Droha | Freddys Dinner | Zerfall - in Erinnerung an den Skinheadüberfall auf Besucher des Elemt of Crime - Konzerts in der Ostberliner Zionskirche am 17.10.1987. Element of Crime wäre gerne mit dabei, ist aber auf Promotour für die neue CD und weit weg von Berlin unterwegs - also in Gedanken dabei.
Veranstalter: Initiative gegen Rechts Friedrichshain/ UBI KLiZ e.V., AWO Friedrichshain-Kreuzberg
18.10.2009 / 11 Uhr Info- und Aktionstag gegen Rechts
Mit der Initiative gegen Rechts Friedrichshain, der Friedrichshainer Antifa u.a. mit den Ausstellungen der Künstlerin Ute Donner: “Dokumentation des mehrfachen Verschwindens der Gedenktafel für den von Neonazis ermordeten Silvio Meier im U-Bahnhof Samariterstraße“ und Jörg Möller “Berliner Tatorte“.
14.12.2009 / 17-19 Uhr Protest-/ Infoaktion gegen den Thor Steinar Laden am Frankfurter Tor
18.01.2010 Bürgermeister Berlins und regierender Bürgermeister beschließen gegen Rechts gemeinsam vorzugehen, Lokale Aktionspläne werden für alle berliner Bezirke aufgelegt
Der Bericht bei Radio Fritz (5:14 min) weist zwar einige Schwächen auf (Daten stimmen nicht so ganz und der LAP ist auch kein Verein, sondern ein Förderprogramm), gibt aber einen guten allgemeinen Überblick; auch über das Register Fh-Kb.
27.02.2010 Demo Ein Jahr "Tromsö" ist ein Jahr zu viel! | Aufruf
02.07.2010 IGR erhält "Sonderpreis Band für Mut und Verständigung" Preisverleihung Staatskanzlei Potsdam

Es ist der wichtigste Preis, den die Länger Berlin und Brandenburg gemeinsam vergeben.
26. 02.2011 Demo gegen "Thor Steinar"-Laden: Zwei Jahre Tromsö sind zwei Jahre zu viel!
Warschauer Brücke zur Petersburger Straße Redebeiträge
22.09.11 PM zur Räumungsklage gegen den Thor Steinar Laden "Tromsø "
Der Betreiber Skytec GmbH muß die angemieteten Ladenräume vorzeitig, spätestens bis zum 31.01.2015 verlassen und darüber hinaus darf der Name “Tromsø “ ab 01.11.2011 nicht weiter geführt werden.
23.09.2011 "Tromsø vs. Tromsø" Frankfurter Tor

Die Band "Washington" aus der norwegischen Hafenstadt Tromsø spielt unpluged gegen den Mißbrauch des Namens ihrer Heimatstadt durch den "Thor Steinar"-Laden.
Im Anschluß "Grillen gegen Nazis" auf dem Hof des Projektehauses nebenan.
25.02.12 Demo Weg mit "Thor Steinar"
09.03.2013 No Nazi Shopping - Aktionstag gegen Rechts
Hohenschönhausen: Kundgebung, 12 Uhr, Lindencenter
Weißensee: Demo, 14 Uhr, Antonplatz (durch Weißensee und Prenzlauer Berg)
Friedrichshain: Demo, 16 Uhr, S-Bhf. Frankfurter Allee
Aufruf / Rede der IGR vor dem Thor Steinar-Laden und vor dem Doorbreaker
Alles hat einmal ein Ende!!
Mehr als 4 1/2 Jahre mußten wir den Laden ertragen, aus dem heraus wir gefilmt und beschimpft wurden. Besonders einschüchternd war es für das Projektehaus nebenan. Aber wir haben nicht aufgegeben. Der Anwalt des Ladens hat alle Register gezogen, um die Gerichtsprozesse in die Länge zu ziehen, in denen auch um den Namen gestritten wurde. Wir haben alle Prozesstage begleitet. Am Rande einer Verhandlung meint der lächelnd: Wir können den Laden auch Braunau nennen. Das zeigt, wessen Geistes Kind er ist und unterstreicht einmal mehr, die Nähe des Klamottenlabels zur Rechten Szene.
Zum 1. September 2013 ist der Laden in der Petersburger Str. 94 überraschend ausgezogen, er hätte noch bis 31.01.2015 bleiben können. Klingelschild und Briefkasten sind leer und der Laden blieb auch die letzte Woche zu. Auch auf den Internetseiten der Marke wird der Laden nicht mehr aufgeführt. Damit endet die Geschichte einer fortwährenden Provokation. Ein Fazit.
21.11.2013 Antifaschistischer Stadtteilspaziergang (ca. 40 Personen nahmen teil.)

Vor 21 Jahren wurde der Antifaschist Silvio Meier von Neonazis ermordet. Seit April ist nach ihm eine Straße im Bezirk benannt. Wir nahmen dies zum Anlass und besuchten (historische) Orte des Widerstands im Stadtteil. Der Spaziergang führte direkt zur Mahnwache für Silvio im U-Bhf. Samariterstraße.
Infohalte: Ex-"Thor Steinar"-Laden | Jugendwiderstandsmuseum | Liebig 14 | Silvio-Meier-Straße | Mahnwache