19 Uhr, Dokumentationszentrum Topographie des Terrors, Niederkirchnerstraße 8
Artur Wilke (1910 bis 1989), studierter Theologe und Archäologe, war im Zweiten Weltkrieg für den Tod tausender Menschen verantwortlich. Als Angehöriger der Sicherheitspolizei war er an Massenerschießungen von Juden im besetzten Weißrussland beteiligt und galt als gefürchteter Partisanenjäger. Nach Kriegsende nahm er die Identität seines gefallenen Bruders Walter an und trat im niedersächsischen Stederdorf eine Anstellung als Volksschullehrer an. 1963 wurde er im Heuser-Prozess in Koblenz zu zehn Jahren Zuchthaus verurteilt, 1968 vorzeitig entlassen.
Für sein Buch Klassenfoto mit Massenmörder. Das Doppelleben des Artur Wilke .. eine Geschichte über Kriegsverbrechen, Verdrängung und die Suche nach der historischen Wahrheit (2019) hat Jürgen Gückel mehrere zehntausend Seiten Gerichtsakten und andere Dokumente gesichtet. Er rekonstruiert den Lebensweg seines ersten Lehrers und zeichnet die Entwicklung eines Intellektuellen zum NS-Massenmörder nach. Reflektiert wird auch die Verneinung jeglicher persönlicher Schuld und das Wegsehen der Gesellschaft.
Grußwort: Kai Pätzke, Programmplanung Zeitgeschichte, Vandenhoeck & Ruprecht Verlage
Buchpräsentation: Jürgen Gückel, Stederdorf bei Peine
Moderation: Prof. Dr. Peter Klein, Berlin